Warum um die Welt radeln mit nichts als Zelt, Isomatte, Gaskocher? Ist dies etwa die viel zitierte Midlife-Crisis? Nein, ist es nicht – die hab ich bereits hinter mir. Schuld daran sind eher Karl May, Jules Verne und Heinz Helfgen, deren Bücher ich vor einem knappen halben Jahrhundert las (teilweise unter der Bettdecke mit Taschenlampe). Ich war von den Landschaftsbeschreibungen, den Ländern und Menschen so fasziniert, dass ich sagte: Klaus, das machst du auch – irgendwann mal…

Damit war der Grundstein gelegt. Dass es dann doch ein knappes halbes Jahrhundert bis zur Umsetzung dauerte, lag an den „Sachzwängen“. Es ist als Berufstätiger schwierig zu sagen: „Chef, ich bin dann mal für ein paar Jahre weg“. Du hast u.U. Verbindlichkeiten anderer Art wie z.B. Häusle abzahle, Studium der Kinder … Bedeutet: du kannst so ein Vorhaben nur machen, wenn du unabhängig bist – dann aber realisieren sich die wenigsten ihre Träume.

Als mein Umfeld von meinen Plänen erfuhr, gab es im Wesentlichen zwei Reaktionen: „Dazu bist du doch viel (Ü60) zu alt!“ oder: „Das finde ich ganz toll, dass du so etwas machen willst!“

Mein Alter ins Feld zu führen erscheint mir in Zeiten, in denen die Rente mit 70 im Gespräch ist, beinahe anachronistisch.

Die heutigen „best agers“ sind zum einen durchaus fit (sowohl physisch als auch mental) und zum anderen: Radfahren kann JEDER – unabhängig von Alter und Geschlecht. Die Frage ist nur, will man auf den lieb gewonnen Luxus verzichten?

Kein weiches Bett, keine Dusche, keine behaglichen Räume, keine Möglichkeit, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen? Diese Frage muss jeder für sich beantworten.

Ich habe mich dafür entschieden, als radelnder Nomade die Welt zu erkunden – bevor wir sie zugrunde gerichtet haben; allerdings ausgestattet mit dem Luxus einer Rente, einer Krankenversicherung, eines Finanzamts und einer Generalbevollmächtigten.